Wie funktioniert das Paypal-Zahlungssystem?
Geändert am 15.01.2008
Auf seinen Internetseiten verwendet das Unternehmen PayPal Begriffe wie »Geld senden«, »Konto« oder »Einzahlung«, um die Dienstleistungen zu beschrieben, die es für Nutzer erbringt. Damit wird versucht, den angebotenen Zahlungsservice mit konventionellen Bankdienstleistungen zu vergleichen – sicherlich auch, um das Vertrauen der Benutzer in die noch relativ junge Technologie des elektronischen Zahlungsverkehrs zu stärken. PayPal besitzt tatsächlich seit dem 2. Juli 2007 eine europaweite Banklizenz und wird durch luxemburgische Aufsichtsbehörden reguliert. Zuvor war PayPal als „E-Geld-Institut“ in Großbritannien registriert. Das Hauptgeschäft von PayPal – die Ausgabe elektronischen Geldes („E-Geld“) – hat allerdings nur wenig mit dem „normalen“ Bankgeschäft zu tun. Ein PayPal-Mitarbeiter stellt klar: »Ich arbeite nicht bei einer Bank, sondern bei einem Internet-Zahlungsdienst mit Banklizenz.« Es ist zu vermuten, dass die Beantragung der Banklizenz durch PayPal eher auf zukünftige Geschäftsfelder, wie beispielsweise die Ausgabe eigener Kreditkarten, abzielt. In der Tat hat sich am Ablauf und den Rechtsgrundlagen einer PayPal-Zahlung durch den Übergang vom E-Geld-Institut zur Bank nichts geändert.
Um einen elektronischen Zahlungsvorgang auszuführen, muß der Nutzer zunächst E-Geld von PayPal erwerben. Dieser Vorgang ist vergleichbar mit dem Aufladen einer GeldKarte am Bankautomaten. Das PayPal-„Konto“ ist also kein Bankkonto, sondern vielmehr ein Speicher für elektronisches Guthaben, ähnlich dem Chip auf der GeldKarte. PayPal verwahrt kein Geld für seine Nutzer, sondern tauscht echtes Geld in den entsprechenden Betrag an E-Geld um. Das Aufladen des PayPal-Accounts stellt also keine Einzahlung dar – Guthaben verbleiben im Besitz des jeweiligen Nutzers (obwohl sie auf den Servern von PayPal gespeichert sind). PayPal-Guthaben sind keine Einlagen und nicht durch entsprechende Sicherungsmodelle gegen Verlust abgesichert, wie beispielweise Einlagen auf Sparbüchern oder Girokonten.
Zum Erwerb von E-Geld stehen in Deutschland derzeit vier verschiedene Zahlungsquellen zur Verfügung:
PayPal behält sich vor, bei bestimmten Transaktionen einige Zahlungsquellen nicht zuzulassen. So wird insbesondere die bequeme Zahlung per Lastschrift zuweilen nicht angeboten. Die Kriterien für eine Ablehnung sind nicht bekannt und somit bei keiner Transaktion voraussagbar; PayPal gibt offiziell »Sicherheitsgründe« an. Für Nutzer, die nicht mittels Kreditkarte oder GiroPay zahlen können, bedeutet dies, daß sie jederzeit mit einer bis zu fünftägigen Verzögerung in der Abwicklung einer Transaktion rechnen müssen.
Das erworbene elektronische Guthaben kann nun mit dem PayPal-Zahlungssystem an eine beliebige E-Mailadresse gesendet werden. Durch den Versand einer E-Mail wird kein Geld bewegt; vielmehr wird die Forderung an PayPal, einen Betrag X „auszuzahlen“ (genauer: E-Geld im entsprechenden Wert in echtes Geld rückzutauschen), von einem Nutzer an den anderen übertragen. Der Empfänger kann dann seine Forderung einlösen, wodurch er von PayPal einen entsprechenden Betrag auf sein Bankkonto oder seine Kreditkarte gutgeschrieben bekommt. Dieser Vorgang kann 5-7 Werktage in Anspruch nehmen. Erst dann ist wirklich Geld vom Absender zum Empfänger gelangt.
In der Praxis laufen die beiden Schritte „E-Geld erwerben“ und „Guthaben per Mail versenden“ nahezu zeitgleich ab, so daß sie für den Nutzer als ein Vorgang erscheinen. Sie werden aber von PayPal als zwei verschiedene Transaktionen angezeigt.
Guthaben läßt sich auf diese Weise tatsächlich an jede E-Mailadresse weltweit versenden. Dabei wird von PayPal nicht überprüft, ob der Empfänger auch über einen Account verfügt. Dieser muß im Bedarfsfall eingerichtet (oder die Mailadresse einem bestehenden Account hinzugefügt) werden. Der Empfänger einer PayPal-„Zahlung“ ist nicht verpflichtet, diese anzunehmen. Zusätzlich gibt es verschiedene länderspezifische Einschränkungen für PayPal-Accounts; beispielsweise ist in Österreich der Erwerb von E-Geld nur mit Kreditkarte möglich, während in der Ukraine nur PayPal-Zahlungen gesendet, nicht jedoch empfangen werden können.
PayPal-Accounts sind keine Bankkonten, PayPal-Guthaben ist kein echtes Geld. Es gibt weder für Käufer noch Verkäufer eine Garantie, dass die jeweilige Gegenseite eine Transaktion erfolgreich abschließen kann, auch wenn beide über einen PayPal-Account verfügen.